Ich bin nicht schwul ich bin super schwul münchen

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Vor mehreren Jahren erzählte ich meiner guten Freundin Lisa von meinem bevorstehenden beruflichen Auslandsaufenthalt in Berlin und lamentierte darüber, dass mein langjähriger Freund Dominik mich nicht begleiten werde. Dass sie dachte, nach meinem dreifachen Buchstabenwert wäre ich noch zu einem Sex-Date gefahren und hätte mich nach allen Regeln der Kunst verwöhnen lassen, irritierte mich zutiefst.

Auch bei VICE: Homosexuelle heilen — Hinter den Kulissen der sogenannten Reparativtherapie. Das Gegenteil ist der Fall. Wie in allen meinen bisherigen Beziehungen ist mir Monogamie auch mit Dominik sehr wichtig. Mittlerweile sind wir seit fünf Jahren zusammen und Spoiler: waren auch während meiner Berlin-Zeit treu.

Und dann herausfinden musste, dass ich das überhaupt nicht bin, da ich immer heimlich den Food Court ansteuerte, während sie in der Umkleidekabine war. Ich kann über diese Klischees nicht schmunzeln, denn sie prägen das Bild, das selbst einige meiner engen Freundinnen von mir haben.

Auch ich. Dabei halte ich beide Charaktere für so unglaubwürdig wie die Tatsache, dass Carrie Bradshaw sich ihre Wohnung und Schuh-Sucht mit einer wöchentlichen Wörter-Kolumne finanzieren kann. Aber natürlich steckt in Klischees manchmal ein Fünkchen Wahrheit.

Und genau dieses Stereotyp ist es, das in fast jedem Artikel, jeder Serie, jedem Film bedient wird, in dem schwule Männer auftauchen. Genau das hat mich aber noch nie interessiert. Ich persönlich finde es wahnsinnig schön, dass es einen Teil von mir gibt, den nur mein aktueller Partner kennt — und damit meine ich dieses Mal ausnahmsweise nicht meine 1A-Cher-Imitation.

Es stand für mich bislang nie zur Debatte, eine offene Beziehung zu führen.

Ich bin nicht schwul, ich bin super schwul: das statement in münchen

Wir haben auch beide vor unserer Beziehung zu lange gedatet, um den fliegenden Wechsel an Liebhabern zu vermissen. Edmund und Hannelore sind schon seit 50 Jahren verheiratet und erwecken nicht den Anschein, als wollen sie dem anderen fremdgehen oder ihn über die Jahre hinweg heimlich vergiften.

Vielmehr wirken sie wie ein eingespieltes Team; ein Paar, das Höhen und Tiefen miteinander erlebt hat, aber den anderen nach all den Jahren noch immer für den besten Menschen der Welt hält. Mit so einem Partner an meiner Seite möchte ich auch gerne alt werden. Auch die meisten meiner Freunde und ich passen gar nicht in das medial vermittelte Bild, das Lisa von schwulen Männern hat.

Nie wieder One Night Stands! Man nennt es den Honeymoon-Effect: Zu Beginn einer Beziehung sei man so wild aufeinander, dass man kaum die Finger voneinander lassen könne; eine Begierde, die nach ungefähr einem Jahr ihren Höhepunkt erreicht. Dass es dann irgendwann bergab geht und man vielleicht einfach mal so tut, als würde man bereits schlafen, wenn der Partner Sex initiiert, klingt durchaus nachvollziehbar und dient vielen Menschen bestimmt als super Argument, um ihre Beziehung zu öffnen.

Mir aber nicht! Als ich Lisa erkläre, dass Dominik und ich, anders als von ihr vermutet, tatsächlich eine geschlossene Beziehung führen, weiten sich ihre Augen. Das wusste ich doch gar nicht! Natürlich fallen mir andere Männer auf! Monogam leben bedeutet nicht, dass ich durch andere Männer hindurchblicke, als wären sie Casper, der freundliche Geist.

Es bedeutet, dass ich sie bemerke und dennoch nur mit meinem Freund Sex habe. Aber wo wäre ich, wenn ich jedem meiner Triebe sofort nachgehen würde, ohne vorher kurz darüber nachzudenken? Ich versuche in diesem Text wirklich nicht, Polygamie schlecht zu machen.

Ich gebe es ja zu: Auch ich habe den Film Sex and the City 2 gesehen und seiner Message entnommen, dass wir in Beziehungen alle unsere eigenen Regeln machen können. Ich sage nur, dass eine offene Beziehung nichts für mich ist und kenne mich gut genug, um zu wissen, dass sie mich in den Wahnsinn treiben würde.