Historisch schwule menschen stuttgart
Im Stuttgarter Oberen Schlossgarten, genau zwischen dem Opern- und dem Schauspielhaus, ist inmitten der sonst kahlen Waschbetonplatten ein nahezu unauffälliges Denkmal aus Kopfsteinpflaster eingelassen. Es scheint ein nahezu vergessener. Erinnerungsort zu sein.
Auch prominente Namen lassen sich erkennen. Der Lyriker und Geschichtenerzähler Eberhard Bechtle oder der Leadsänger der britischen Band Queen, Freddie Mercury, sind auf den Steinen verewigt. Es sind Menschen, die alle etwas gemeinsam haben: Sie waren HIV-positiv und sind an der Immunschwäche-Erkrankung AIDS gestorben.
Das Denkmal vor der Oper soll ihren Angehörigen und der Öffentlichkeit einen Erinnerungsort im Zentrum der Stadt geben. Die meisten der hier verewigten Personen eint jedoch noch ein anderes Merkmal: Sie waren homosexuell und gehörten zu dem, was heute als LSBTTIQ-Community bezeichnet wird lesbisch, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und damit queere Community externer Link.
Öffentliche Erinnerungskultur ist meist heterosexuell. Kaum verwunderlich, wenn über queere Geschichte bis heute nicht allzu viel bekannt ist. Ebenso wenig verwunderlich ist, dass queere Geschichte bisher hauptsächlich innerhalb der eigenen Subkultur bearbeitet wurde.
Diese Forschung an der eigenen Vergangenheit war Ausdruck des Bedürfnisses, die Erinnerung an den Kampf um Gleichberechtigung — der bis heute das zentrale Anliegen der Bewegung ist — wachzuhalten. LSBTTIQ-Geschichte und die Erinnerung daran sind damit ein queeres Produkt.
Während die Vertretung queerer Anliegen vor der Öffentlichkeit den weitaus bekannteren Teil dieser beiden Felder ausmacht, ist das Schaffen eines community-internen Zusammengehörigkeitsgefühls und eines Vertrauensraumes grundlegend für das Funktionieren dieser Erinnerungsarbeit.
Nur wenn man sich auf eine gemeinsame Geschichte berufen kann, funktioniert eine kollektive Erinnerungskultur. Dieser Mechanismus kommt auch bei anderen Minderheiten vor. Gedenken ist in der Community dadurch auch ein Mittel des Sichtbarwerdens dieses immer sicherer gewordenen Raumes.
Stuttgarter geschichte: porträts historisch bedeutender schwuler persönlichkeiten
Das Erinnern an die Unterdrückungsgeschichte von LSBTTIQ-Menschen verstärkt den Zusammenhalt innerhalb der Community. Erinnerungskultur ist damit ein Instrument, um das Ende der gesellschaftlichen Unterdrückung zu erreichen. Doch wie kam es zu dieser Art der Erinnerungskultur?
Diese Reihe möchte die Entste hung der sogenannten queeren Bewegung nachzeichnen und damit auch ihre Erinnerungsanker in der Geschichte nachvollziehen. Lesen Sie dazu im nächsten Beitrag über die Ursprünge der LSBTTIQ-Bewegung. Denn ohne diese Ursprünge lassen sich die für die sonstige öffentliche Erinnerungskultur teils untypischen Orte queeren Erinnerns nur schwer verstehen.
Ein Beitrag von Timo Mäule. Lesen Sie hier Teil 2 , Teil 3 und Teil 4 der Blogreihe! Lokal hingeschaut. Kommentar schreiben. Willkommen Themen Arbeitsfeld Public History Historische Ausstellungen Geschichte digital Lokal hingeschaut Lokal hingeschaut - Blogreihen Koloniales Erbe Konzept Redaktionsteam Histo-Media Offene-Geschichte Kontakt Suche.
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